«Aargau gegen das missratene Jagdgesetz»

    Kürzlich legten im Rathausgarten Aarau die Umweltverbände mit einem breit abgestützen Komitee die Gründe für ihr NEIN gegen das missratene Jagdgesetz dar: «Wir brauchen ein anderes Gesetz, eines das Jagd und Landwirtschaft berücksichtigt, aber auch die Anliegen der nicht jagenden Bevölkerung und die natürlichen Gegebenheiten und die Ansprüche der verschiedenen Arten besser und gleichberechtigt berücksichtigt.» resümiert Matthias Betsche, Präsident von Pro Natura Aargau und des Referendumskomitees «Wir brauchen ein Jagd-SCHUTZ-Gesetz, das diesen Namen verdient hat!» Matthias Betsche freut sich, dass im Aargau besonders breit abgestützte Komitee gegen das missglückte Jagdgesetz vorzustellen. Er betont, dass es auch in Zukunft keinen Abschuss auf Vorrat geben dürfe und geschützte Tiere nicht nach Belieben geschossen werden dürften, ohne dass sie Schaden angerichtet haben.

    (Bild: zVg) NEIN gegen das missratene Jagdgesetz: Das breit abgestützte Komitee fordert ein Gesetz, das Jagd und Landwirtschaft gleichermassen berücksichtigt.

    «Klar, wird es anspruchsvoller ein Reh oder einen Hirsch zu erlegen, weil sich diese bei Präsenz des Wolfes anders verhalten. Ich sehe die wieder eingewanderten «vierbeinigen Jagdkollegen» trotzdem nicht als Konkurrenz sondern als Ergänzung zu einer ökologischen Jagd» meint Thomas Burger, Jäger, Förster und Naturschützer mit Leib und Seele. «Als Förster sehe ich Luchs und Wolf als natürliche Feinde von Reh und Hirsch, als Helfer daher gegen den vielerorts übermässigen Verbiss an den jungen Bäumen.»

    Der Wurm nicht der Wolf ist das Problem
    Ähnlich klingt es von Seiten der Landwirtschaft: «Wir Bauern sind auf eine intakte Natur angewiesen und es darf von uns erwartet werden, dass wir z.B. Elektrozäune aufstellen und die Herden mit geeigneten Massnahmen schützen. In der Praxis geht die grösste Gefahr nicht vom Wolf aus, sondern vom Wurm. Darmparasiten und Klauenkrankheiten sind die weitaus grössere Gefahr für Kleinwiederkäuer als der «böse Wolf», meint Getrud Häseli, Bäuerin auf dem Rotelhof in Wittnau und grüne Grossrätin.

    Über Parteigrenzen hinweg
    Auch das Votum von Parteikollegin, Nationalrätin Irène Kälin ist eindeutig: «Das neue Jagdgesetz verfehlt die Balance zwischen Schutz und Regulierung in krasser Art und Weise.» Sie ist sich einig mit SP Nationalrätin Gabriela Suter «Grossraubtiere wie Luchs und Wolf regulieren den Wildbestand auf natürliche Art. Damit sichern sie als Teil des Ökosystems artenreiche und stabile Schutzwälder.»

    Im Aargau gibt es ein starkes bürgerliches NEIN
    CVP-Frau Sabine Sutter-Suter wehrt sich gegen die Aufweichung des Schutzes geschützter Gebiete: «Das Wort ‹Wildtierschutzgebiet› wird zur Farce, wenn geschützte Arten darin gejagt werden dürfen. Ein Zuviel einer Art im Schutzgebiet reguliert sich zuerst über die Menge an Nahrung, die vorhanden ist. Nachher soll die gesetzliche Regulierung greifen. Die Abschussliste darf aber nicht beliebig erweiterbar sein.»

    Seltene Arten sollen so häufig werden, dass sie aus dem Schutz entlassen werden können
    Der Sinn beim Freisinn ist frei: «’Grün› ist eine wichtige Aufgabe aller und keine Teilpolitik, welche der Freisinn anderen überlässt», freut sich Johannes Jenny, promovierter Biologe bei Pro Natura Aargau. «Dass Matthias Jauslin und die Kantonalpartei noch vor den Bernern hinter dem NEIN standen zeigt, dass beim Freisinn im Aargau Sachpolitik über der Parteiraison stehen» ist der Freisinnige überzeugt und rezitiert das Credo von Nationalrat Matthias Jauslin: «Wildtiere – zur Zeit der Wolf – sollen wie bisher im Falle von Schäden reguliert werden dürfen, aber nicht präventiv! Ziel muss sein, dass seltene Arten so häufig werden, dass es gar keinen Schutz mehr braucht.»

    Corinne Remund

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